Das Photogramm|Licht, Spur und Schatten 08./09. April 2006

Diskussion IV
mit Lambert Wiesing & Peter Geimer
Moderation: Tim Otto Roth

pro & contra einer Definition eines Photogrammbegriffs: Lambert Wiesing (l.) & Peter Geimer (r.)

Daß es eine Art a priori der Aufzeichung gebe, resümierte Peter Geimer die diskutierten Techniken um 1900. Dieses a priori bestehe vornehmlich in der Auffassung, daß die photographische Platte nicht nichts aufzeichnen kann. Natürlich variiert die Zuschreibung, aber man könne nicht dahinter zurück, daß es eine Ursache gegeben haben müsse.

Von „Bildern ohne Vorbilder“, eine Wendung, die er in seinem Buch „Ordnungen der Sichtbarkeit“ anbrachte, wollte er heute nicht mehr so sprechen: „Heute würde ich sagen, das Unsichtbare ist nie vollkommen unsichtbar und das, was sichtbar wird, ist nie vollkommen sichtbar.“ Er verwies dabei auf Georges Didi-Hubermann, der in seinem letzten Buch schrieb, daß die ganze Geschichte der Bilder eine Überwindung der banalen Unterscheidung von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit sei.

Bereits in seinem Vortrag hob Peter Geimer hervor, daß er kein Bildtheoretiker sei und bemerkte in einem kleinen Seitenhieb, daß er im Unterschied zu Lambert Wiesing auch ein Bild in seinem Vortrag zeigte. Er wandte sich deshalb auch gegen eine "Reinhaltung" einer Photogrammdefinition. Lambert Wiesing widersprach dem vehement und befand eine Begriffsklärung als notwendig, um sich überhaupt gegenseitig zu verstehen. Schließlich müsse man sich begrifflich auf den Gegenstand einigen, über den gesprochen wird. Bezüglich des Photogramms präzisierte er, daß man in einer Definition nicht eine Bildgattung, sondern eine Technik definiert. Cornelia Kemp illustrierte dies am Beispiel von Röntgenbildern, deren Eigenschaft in der photogrammatischen Technik, die Funktion aber in der Verwendung im medizinischen Zusammenhang liegt.
Lambert Wiesing pflichtete Peter Geimer durchaus in dem Punkt bei, daß man hinsichtlich des Verhältnisses von Photographie und Photogramm von zwei verschiedenen Arten der Repräsentation sprechen kann.